Sonntag, 2. Januar 2011

Maßkonfektion

Der Begriff Maßkonfektion setzt sich aus den Worten Maß (von messen) und Konfektion (aus dem lateinischen confectio) zusammen und bezeichnet die kundenindividuelle Massenproduktion von Bekleidung. Es ist auch der aus dem Englischen stammende Begriff MTM („made to measure“) gebräuchlich.

Hintergrund

Bis ins 19. Jahrhundert wurde Kleidung in Einzelfertigung hergestellt. Man beauftragte dafür einen Schneider oder die gewünschten Kleidungsstücke wurden in familiärer Eigenproduktion hergestellt.
Mit der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts wurde die lohnintensive, handwerkliche Produktion durch industrielle Fertigungstechniken verdrängt und maschinell ausgerichtete Konfektionsbetriebe entstanden, die Kleidung in großen Stückzahlen herstellten. Als Basis für die Schnittbilder der Konfektionsbetriebe werden bis heute Maßtabellen verwendet, die auf Reihenmessungen* der Bevölkerung basieren, wobei die Konfektionstabellen zwar regelmäßig aktualisiert werden, die letzten tatsächlichen Messungen aber in den 1950er-Jahren stattfanden.

Das Produkt

Die Idee der Maßkonfektion ist es, die individuellen Anforderungen einzelner Nachfrager an ein Produkt mit dem Anspruch in Einklang zu bringen, dieses Produkt zum Preis einer massenhaften Leistungserstellung anbieten zu können. Der Abnehmer wird dabei in den Prozess der Wertschöpfung so integriert, dass er nicht weiter als anonymer Empfänger, sondern vielmehr als Partner, der am Design seiner Kleidungsstücke mitwirkt, bezeichnet werden kann.
Dazu geben Anbieter von Maßkonfektion bestimmte Variationen in Maßen, Stoffen und Ausstattungen vor, aus denen der Kunde auswählen kann. Je nach dem System des Herstellers ist die Anzahl der Auswahlkriterien stark unterschiedlich. Dieser Ansatz setzt eine intensive Kommunikation zwischen Kunden und Hersteller während der Leistungserstellung voraus (Customer Integration), um bereits vor Beginn der Herstellung die Kundenwünsche komplett zu erfassen und auch mögliche Unstimmigkeiten zu erkennen.
Die Kundenbedürfnisse hinsichtlich der gewünschten Produkteigenschaften und -maße werden vom Maßkonfektionär erfasst und zur Erstellung des individuellen CAD-Schnittbildes weiterverwertet. Der anschließende Produktionsprozess ähnelt dem moderner Konfektionsbetriebe und ist stark arbeitsteilig ausgerichtet.

*Reihenvermessung

Bei einer Reihenvermessung (oder auch Reihenmessung) werden Personen meist zu einem bestimmten Zweck (z. B. zur Erstellung neuer Maßtabellen) in Folge (= Reihe) vermessen. Das Prinzip besteht darin, die Körpermaße vieler Menschen in kürzester Zeit mit effektiven Maßnahmen zu ermitteln. Im Gegensatz dazu steht die Einzelvermessung, bei der Personen unabhängig voneinander und in meist unregelmäßigen Abständen vermessen werden.

Neuermittlung der Körpergrößen: Deutsche Reihenmessung, Size Germany

Die Vermessung der Körpergrößen im weiteren Sinn und die Ermittlung ihrer Verteilung im Auftrag der Textilindustrie übernehmen in Deutschland traditionell die Forscher der Hohenstein Institute in Bönnigheim bei Stuttgart mittels umfangreicher Reihenmessungen.
Die letzte traditionelle Vermessung der deutschen Männer liegt mehr als drei Jahrzehnte zurück, die letzte der Frauen erfolgte Mitte der 1990er-Jahre.
Im August 2007 begannen die Forscher im Auftrag von 80 Firmen vor allem des Bekleidungsgewerbes (Hersteller und Händler) und einiger Autohersteller eine neue Deutsche Reihenmessung, erstmals in Zusammenarbeit mit der Kaiserslauterer Firma Human Solutions mittels eines Laserganzkörperscanners, die 12.000 Männer, Frauen und Kinder umfassen soll. Der Name des Projekts ist Size Germany.
Ähnliche Projekte wurden schon mit Franzosen, Briten, Holländern und Spaniern durchgeführt.
Ausgangsthese ist, dass die Bevölkerung insgesamt größer und hüftstärker geworden ist, so dass insbesondere Männer zunehmend Probleme haben, passende Kleidung zu finden, weil diese aufgrund veralteter Zahlen konfektioniert wird.
Daraus wird dann die Konfektionsgrösse errechnet

Konfektionsgröße

Die Konfektionsgröße (auch Kleidergröße oder Kleidungsgröße) ist die Größe moderner Bekleidung (Konfektion), die sich nach der Körpergröße des Trägers richtet. Das Größensystem unterscheidet sich bei Männern und Frauen. Des Weiteren wird zwischen europäischen und amerikanischen Größen unterschieden. Für die Schuhgröße und in der Herren-Oberbekleidung (Oberhemd) existieren eigene Maßsysteme.


Masstabelle für Konfektionshemden


Maßmode oder Konfektionsmode?

Wie Sie aus obiger Tabelle ersehen, ist Konfektion immer an vorgegebene Maße gebunden. Je nach Hersteller variieren die Maße, halten sich aber zum Großteil an vorgegebene Masse.
Wer aber entspricht schon den vorgegebenen Massen? Vielleicht 5% der Bevölkerung, wahrscheinlich eher weniger.
Als Beispiel ein klassisches Herrenhemd. Paßt die Kragenweite, sind oft die Schultern zu breit und damit beginnen die Ärmel schon zu weit unten. Paßt die Taille, ist oft der Kragen zu weit und die Ärmel noch länger. Oder die Taille paßt und der Kragen kann nur offen getragen werden.
Abhilfe schafft hier nur ein Maßhemd oder ein in Maßkonfektion gefertigtes Hemd. Der große Unterschied ist hierbei der Preis.
Einzeln, vom Schneider gefertigte Maßhemden und Anzüge erreichen oft Preise, die von den meisten Menschen nicht bezahlt werden können, oder der Preis einfach als zu hoch erachtet wird.
Maßkonfektion jedoch ist von fast allen erschwinglich. Preise von EURO 19,90 für das Maßhemd und EURO 99,00 für den Maßanzug werden von vielen Konfektionshemden und Anzügen oft erreicht und noch öfter überschritten.



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